Vor ca. 90 Jahren begann in Cottbus die organisierte kleingärtnerische Bodennutzung in bescheidenem Rahmen.
Im Jahr 1910 stellte der Magistrat der Stadt Cottbus 22.425 m² städtisches Brach- und Weideland des ehemaligen Löweschen Grundbesitzes an der damaligen Ströbitzer Straße (jetzt Ernst-Barlach-Straße) zur Anpachtung bereit. Schon 3 Jahre später nutzten 113 Bürger Parzellen von einer Größe zwischen 64 und 195 m² als Garten- und Weideland für den Anbau von Feld- und Gartenkulturen sowie für die Kleintierhaltung. Diese Art der Bewirtschaftung diente ausschließlich der Eigenversorgung.
Im Jahr 1913 fanden sich 6 Bürger zusammen und gründeten die Schrebergartenvereinigung "Reiche Ernte" Cottbus 1913 e.V.. Man geht davon aus, dass schon 1910 der Kleingärtnerverein "An der Windmühle" entstanden ist, obwohl das offizielle Gründungsprotokoll erst von 1920 datiert. Diese Annahme begründet sich mit den Feierlichkeiten zum 25- jährigen Bestehen der Vereinigung am Wochenende des 17./18. August 1935.
Im Jahr 1913 gründet sich unter dem Namen "Frisch Grün" ein weiterer Verein, der allerdings heute nicht mehr dem Verband der Kleingärtner angehört. Der Verein "Reiche Ernte" erlebt eine kontinuierliche Entwicklung. 1921 besteht er bereits aus 66 Mitgliedern, ist 1922 Begründer der Ortsgruppe Cottbus im "Reichsverband der Kleingartenvereine" und zählt im Jahr 1926 schon 104 Mitglieder. Heute gehören zu dem Verein 103 Kleingärten und 189 Mitglieder.
Nach dem Adressbuch 1926 von Cottbus sind dem Reichsverband 28 Vereine von Cottbus angeschlossen. Daneben werden 8 weitere Gartenbauvereine, der Rieselfeldverein und die Vereinigung der Reichsbahn - Kleinwirte Cottbus ausgewiesen. Für die Jahre bis 1933 ist typisch, dass die Kleingärtnervereine das gesellige Beisammensein ihrer Mitglieder fördern und organisieren.
Zwischen 1933 und 1945 sind keine nennenswerten Entwicklungstendenzen nachgewiesen. Aufgrund der katastrophalen Versorgungslage nach Beendigung des zweiten Weltkrieges erfährt die Kleingartenbewegung einen enormen Aufschwung, um die Eigenversorgung mit Obst und Gemüse abzusichern. In diesem Zeitraum wurden weitere Flächen zur kleingärtnerischen Nutzung angepachtet und erschlossen. Zum Teil geschah das so, dass Bodeneigentümer Acker- und Brachland einem Interessenten zur Pachtung überließen, der dann seinerseits die Fläche parzellierte und weiter verpachtete.
Ein grundlegender Wandel trat hinsichtlich der Pachtverhältnisse mit dem Aufbau der Kreisvereinigung Cottbus der Kleingartenhilfe im FDGB (Freier Deutscher Gewerkschafts- Bund) ab dem 23.05.1949 ein. Während bisher jeder Verein selbst und allein nach dem Ende des 2. Weltkrieges für die Regelung der Pachtverhältnisse und anderer Rechtsfragen verantwortlich war, übernahm nun die Kreisvereinigung diese Aufgaben. Mit der Gründung der einheitlichen Organisation des VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) 1959, übernahm dieser alle v.g. Verantwortlichkeiten. Bis auf wenige Ausnahmen, schlossen sich die Kleingärtner diesem Verband an.
Zwischen 1945 und 1981 wurden in der Stadt Cottbus 38 Kleingartenanlagen neu geschaffen. Dadurch erhöhte sich die Anzahl der Kleingärten auf 3550. Weitere 23 Kleingartenanlagen entstanden im Zeitraum 1982 bis 1988 und nochmals 3 Anlagen bis 1990.
Die große Mehrheit der Anlagen gründeten nach der politischen Wende Vereine, die im Übergangszeitraum in den VGS (Verband der Gartenfreunde und Siedler) und im weiteren in den KVB (Kreisverband der Kleingärtner) übernommen wurden.
Gegenwärtig bestehen in der Stadt Cottbus 73 Kleingartenvereine mit insgesamt 4176 Kleingärten.